Im Vergleich zu Füssen finde ich im Handlungsverlauf manches unklar, obwohl ich denke dass ein Erstbesucher sich da leichter tut. Man kann sicher darüber streiten, ob der Engel aus Füssen fehlt, doch die wiederkehrende „Erscheinung“ des Prinzen Ludwig von Bayern finde ich auch nicht prickelnder. Da die Rolle des Grafen von Dürckheim so gestutzt wurde, finde ich das wirklich tolle Lied „Freundschaft“ dann verwirrend, da Dürckheim für mich in Kempten nicht mehr Freund und Vertrauter, sondern nur noch ein unscheinbarer Gefährte seines Königs ist. Martin Markert hat Prinz Otto von Bayern gut gespielt und gesungen, doch warum muss er die komplette Szene in der Psychiatrie so hölzern auf zwei Krücken gestützt umher torkeln? Ich finde, dass dies die eher bedrückend wirkende Situation mit dem traumatisierten Otto nur stört.
Ganz nett ist das neue Terzett im ersten Akt, so hat nun auch Sophie einen Gesangspart mit Text. Philippe Ducloux macht seine Sache als Schattenmann ordentlich und glänzt im Schlussteil von „Schwarze Schatten“ mit kräftiger Stimme. Absolutes Highlight ist „Kalte Sterne“ - allein dafür lohnt ein Besuch. Obgleich mir das Reprise im Finale (Schloß der Zukunft) noch besser gefällt, da es hier vom Solo zur Ensemblenummer wird - Gänsehautmomente:
„König Ludwig, hör uns schwören:
Du lebst weiter in uns allen
Deine Feinde, sie sollen’s hören
Ihr feiges Tun umsonst!
Unser König er lebt...“
Du lebst weiter in uns allen
Deine Feinde, sie sollen’s hören
Ihr feiges Tun umsonst!
Unser König er lebt...“